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142. Kunst- und Antiquitätenauktion
vom 06.09.2024

1.694 Positionen
Lot 2570
Verkauft € 24.000

Franck, Philipp (1860 Frankfurt am Main - 1944 Berlin), KARTOFFELARBEITERINNEN

Öl/Lwd., KARTOFFELARBEITERINNEN, Gruppe von sieben Frauen auf dem Feld, links unten signiert, rückseitig auf dem Keilrahmen Klebezettel mit Titel, dazu mehrere Ausstellungsaufkleber (u.a. Sächsischer Kunstverein Dresden, Commeters Kunstausstellung Hamburg, L.B.&S.), schwerer vergoldeter Stuckrahmen tlw. leicht best., ca. 113 x 150 cm, mit Rahmen ca. 144 x 179 cm, Provenienz: ursprünglich erworben beim Künstler, dann Mecklenburgischer Privatbesitz, stimmungsvolle Pleinairmalerei aus der Hochzeit des Realismus, die nah an den Betrachter herangerückte Szene mit den Arbeiterinnen auf dem Acker vor einen frühherbstlichen Wald gesetzt, Philipp Franck: 1877-79 Schüler am Frankfurter Städel-Institut, ab 1881 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und erste Ausstellungsbeteiligungen, ab 1892 als Lehrer tätig an der Königlichen Kunstschule Berlin, seit 1915 Direktor ebd., Mitglied der Berliner Akademie der Künste und 1898 Mitbegründer der Berliner Secession, in dieser Zeit regelmäßig auf zahlreichen Jahresausstellungen im deutschen Raum vertreten, Atelier und Wohnhaus am Wannsee. - Franck griff schon frühzeitig die Einbindung des Menschen in der Landschaft als Motiv auf, wobei bäuerliche Motive Vorrang hatten. Hierbei geht es ihm - ganz in der Manier seines Vorbildes Max Liebermann - nicht um eine idealisierende Darstellung, sondern um ein Abbild der schweren, oft stupiden Arbeit. Im Jahr 1902 schuf Franck mehrere großformatige Ölgemälde, die Bäuerinnen bei der Feldarbeit zeigen. Dies legt eine Datierung des hier angebotenen Bildes in das Jahr 1902 nahe. Vorbilder für seine ländlichen Motive fand er im unweit des Wannsees gelegenen Dorf Stolpe. Gemälde aus dieser Schaffensperiode sind äußerst selten auf dem Kunstmarkt zu finden. Ein ähnliches Bild mit Feldarbeiterinnen befindet sich im Kulturhistorischen Museum Rostock. Bitte beachten Sie hierzu auch unser Video unter https://www.youtube.com/watch?v=bRF8-U6FTzA

Lot 3011
Verkauft € 3.900

Riemenschneider, Tilman (um 1460 in Heiligenstadt - 1531 Würzburg) Werkstatt

spätgotische Schnitzarbeit aus Lindenholz, BÜSTE EINES BISCHOFS, um 1500, die Augensterne geschwärzt, die Lippen mit einem rötlichen Farbauftrag, ansonsten lediglich mit einer einheitlich mittelbraunen Lasur überzogen, Kopf mit Schultern und Brustansatz eines bartlosen jüngeren Mannes mit lockigem Haar, die Mitra nur noch im unteren Teil vorhanden, bekleidet mit Umhang, über Rücken und Schulter hängend die in Fransen endenden Pendilien der Bischofsmütze, rückseitig eingearbeitetes Eisenband, dazu diverse Montierungsbohrungen, teilweise deutliche Spuren inaktiven Anobienbefalls, einige alte Anstückungen, aber insg. eindrucksvoll und ansprechend erhalten, Höhe ca. 29 cm, Breite ca. 34 cm, sowohl handwerklich als stilistisch der Werkstatt des Würzburger Bildschnitzers Tilman Riemenschneider zuzuordnen. Provenienz: langjähriger süddeutscher Privatbesitz. Der Würzburger Bildschnitzer Tilman Riemenschneider hat diverse Aufträge zu Darstellungen von Bischöfen erhalten. Dies betrifft zum einen Grabmäler, wobei die verstorbenen Bischöfe stets im Prunkornat und als gealterte Männer dargestellt sind. Zum anderen sind verschiedene Heiligenfiguren erhalten, u.a. der Heilige Bischof Nikolaus (Mainfränkisches Museum Würzburg) oder Kilian (Madgalenen-Retabel Münnerstadt), die ebenfalls als ältere Männer im reich verzierten Bischofsgewand dargestellt sind. Bei der hier angebotenen Büste ist eher eine Verbindung zu einer Reihe der Vierzehn Nothelfer zu sehen, für die Riemenschneider nachweislich Schnitzaufträge erhielt. Unter den Vierzehn Nothelfern werden die Heiligen Dionysius, Erasmus und Blasius im Bischofsornat dargestellt. Die stille Versunkenheit und zurückhaltende Individualisierung des dargestellten Gesichts, die deutlich jüngeren Züge sowie die schlichtere Gewandgestaltung sprechen für eine Einbindung der Skulptur in eine größere Figurengruppe. Die ausgearbeitete Rückseite der Büste spricht für eine Aufstellung zum Beispiel in einem Retabel, der wie der Heiligblutaltar in Rothenburg ob der Tauber umschritten werden konnte. Tilman Riemenschneider unterhielt einen großen Werkstattbetrieb in der Stadt Würzburg, die Sitz des fürstbischöflichen Hofes war. Er erhielt sowohl vom Fürstbischof als auch von den Würzburger Stadtkirchen und umliegenden Gemeinden des mainfränkischen Raumes umfangreiche Aufträge zu Altarretabeln, Grabmälern und Einzelfiguren. Riemenschneider, der über reichlich Grundbesitz in und um Würzburg verfügte und eine florierende Werkstatt besaß, übte diverse stadtpolitische Ämter aus, war unter anderem langjähriges Mitglied des Stadtrats, übte das Baumeisteramt aus und wurde 1520 sogar zum Bürgermeister gewählt. Seine Werkstatt war dementsprechend wohlorganisiert: diverse Gesellen, von denen die begabtesten später selbst als namhafte Bildhauer in anderen Regionen sesshaft wurden, setzten seine Entwürfe um, wobei es galt, den Stil des Meisters genaustens wiederzugeben. Riemenschneider war der erste Bildschnitzer, der Figuren holzsichtig ließ und somit auf die farbige Fassung verzichtete. Bitte beachten Sie hierzu auch unser Video unter https://www.youtube.com/watch?v=fsYQnYUcKz8

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